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jo.pes
costa.&.julia.p.feers


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Anläßlich einer Vernissage, bei der meine neuesten Arbeiten ausgestellt wurden, stellte mir meine Galeristin einen  Mann vor, von dem sie meinte, dieser sei ein hohes Tier in einem großen Konzern und ein potentieller Interessent für meine Arbeiten. Und ich sollte nett zu ihm sein. Der Mann und ich führten eine interessante Diskussion über den Minimalismus in der modernen Kunst. Er vertrat die These, dass der Minimalismus nur eine Ausrede für den Mangel  an Fantasie darstellen würde. Diese Ansicht forderte meinen Widerspruch heraus, da ich seit Jahren um eine klare Formensprache ringe. Seine Überheblichkeit brachte mich mehr und mehr auf, und nach einer hitzigen Diskussion trennten sich - unter den tadelnden Blicken meiner Galeristin - unsere Wege. Ich verließ die Vernissage missmutig, denn ich hatte nichts verkauft und den potentiellen Interessenten hatte ich erfolgreich in die Flucht geschlagen. Auf dem Weg zur U-Bahnstation Karlsplatz begegnete ich ihm wieder. Auf der Fahrt mit dem Taxi zu meinem Atelier hörte ich das erste Mal von einer erotischen Frucht, die durch ihre starke sinnliche Ausstrahlung in der Lage war, die bürgerlichen Konventionen eines Mannes zu sprengen und sein Leben zu zerstören. Diese Erzählung sollte die Grundlage für eine Skulptur Pannonische Früchte (Die gleichnamige Story findet sich in dieser Anthologie wieder.) bilden, die er noch an diesem Abend bei mir in Auftrag gab.

Und von da sandte er mir ein Jahr lang per E-Mail erotische Erzählungen und sexuelle Fantasien. Es kümmerte ihn dabei herzlich wenig, dass ich jede E-Mail empört retournierte; wohl wissend, dass sie ja zuvor automatisch im elektronischen Postfach meines Laptops gesichert worden war.

Die Saat ist schließlich aufgegangen. Ein Jahr lang konnte ich dem Ansturm der erotischen Märchen, den poesievollen Erzählungen von menschlichen Liebesbeziehungen, den frivolen Geschichten über Gruppensex, den Storys von lesbischer Liebe, Homo- und Bisexualität, den minutiösen Darstellungen von sadomasochistischen Praktiken, den abstoßenden Ergüssen von Körperausscheidungen und den sich ständig steigernden Orgasmusorgien, die per E-Mail über mich hereinbrachen, widerstehen. Ein jardin erotique  mit einem ungeheueren Variantenreichtum an Blüten hatte meine Fantasie endgültig in Brand gesteckt. Ich verlor für einige Zeit den Minimalismus völlig aus den Augen und ließ mich zu Zyklen von erotischen Zeichnungen, Bildern und Skulpturen inspirieren.

 

Mit der ausdrücklichen Genehmigung des Autors („Sie gehören Ihnen, ich habe sie Ihnen geschenkt!“ veröffentliche ich nun unter dem Pseudonym Jo.PesCosta eine Auswahl jener Storys. Welche Position man auch immer zu diesem Genre einnimmt, dem gewaltigen Bogen der Fantasie, mit dem Jo.Pescosta die Grenzen von erotischer Erzählung und sexueller Fantasie jenseits des Horizonts verschiebt, den Anregungen, die ich daraus für meine künstlerische Tätigkeit geschöpft habe und seiner bewundernswerten  Hartnäckigkeit habe ich mich letztlich nicht entziehen können. Seltsamerweise habe ich seit damals Jo.PesCosta, man kann davon ausgehen, dass dieser Name ein Pseudonym ist, nicht wieder getroffen. Aber immer, wenn ich ausstelle, findet sich eine Eintragung unterzeichnet mit Jo.PesCosta im Gästebuch. Alle anderenKontakte erfolgten und erfolgen ausschließlich über E-Mails.

Eine Empfehlung möchte ich den Leserinnen und Lesern dieses Buches noch mit auf den Weg geben: Mit den erotischen Storys jenseits des Horizonts verhält es sich wie mit petits fours: manche schmecken ausgezeichnet, manche gar nicht - und im Übermaß genossen vermögen sie  einem den Magen zu verderben. Doch wenige Stücke wirken appetitanregend  oder sind in der Lage, ein köstliches Mahl delikat abzurunden!

 


 

Wien, im  September 2015                            

 

Julia.P.Feers



 

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updated: 15. September 2015
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